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Organspende könnte sich in Großbritannien in Zukunft todsicher lohnen

Haben Sie schon einen Organspendeausweis ausgefüllt, der Ihre Bereitschaft bekundet, nach Ihrem Tod anderen Menschen das Leben zu retten? Dann gehören Sie einer altruistischen Minderheit an. Denn die klare und unmissverständliche Ansage, seine sterblichen Überreste nach dem eigenen Dahinscheiden als Lebens spendendes „Ersatzteillager“ zur Verfügung zu stellen, wird vergleichsweise selten gemacht. Dieser Verweigerungshaltung stehen hunderte, wenn nicht gar tausende chronisch kranker Patienten gegenüber, die sich mit einem Spenderorgan wieder gesund und glücklich von ihrem Krankenlager und Totenbett erheben könnten. Keine Frage: Die Spendenbereitschaft auf diesem hoch sensiblen Gebiet muss irgendwie angeheizt werden. Doch wie? Wer dazu die Meinung vertritt, dass der gute Zweck die attraktiven Mittel heiligt, der wird den außergewöhnlichen Vorschlag des Bioethikrates in Großbritannien als außerordentlich lebensbejahendes Rechenexempel bestimmt mit Interesse zur Kenntnis nehmen.

Sterben ist teuer

Trotz der „Discount Bestatter“ ist eine Beerdigung eine finanziell extrem aufwendige Angelegenheit. Viele Menschen, die schon zu Lebzeiten jeden Cent umdrehen müssen, fürchten daher mit gutem Grund die astronomischen Kosten, die die eigene Beerdigung den Hinterbliebenen aufbürden würde. Und genau hier setzt die scharf kalkulierte Motivationsidee des britischen Bioethikrates an: Es wird zur Diskussion gestellt, die schriftlich fixierte Bereitschaft zur Organspende mit der Übernahme sämtlicher Beerdigungskosten durch den Staatssäckel zu honorieren. Dadurch hat der Spender die entlastende Gewissheit, mit seinem Ableben sowohl anderen Menschen eine neue Chance zu eröffnen, als auch die eigene Familie von den astronomischen Beerdigungsgebühren zu verschonen. Hört sich das nicht nach einer sinnvollen Win-Win-Situation an? Das „Nuffield Council Bioethics Committee“ gibt sich jedenfalls der optimistischen Prognose hin, durch das geplante Tauschgeschäft „Organspende gegen Gratisbestattung“ deutlich mehr Personen von den Vorzügen eines freigeschalteten Organspendeausweises zu überzeugen.



Können die Briten sich das denn leisten?

Die Idee, mehr Organspender mit einer kostenlosen Beerdigung zu ködern, würde sich bei ihrer Realisierung sogar ausgesprochen günstig auf die Staatskasse auswirken. Dazu muss man nur ein wenig kopfrechnen können und die aktuellen Zahlen kennen:

– Eine normale Bestattung kostet in Großbritannien derzeit runde 8.000 Euro.

– Eine erfolgreich gespendete und eingepflanzte Niere erspart dem britischen Gesundheitswesen etwa 15.000 Euro pro Jahr, weil der Patient dann keine Dialyse und keine Nierenmedikamente mehr braucht.

– die Differenz beträgt also pro Jahr pro Patient bei diesem Beispiel 7.000 Euro zugunsten der Gesundheitskassen. Multipliziert man diesen Saldo mit all jenen Patienten, die durch eine deutlich gesteigerte Organspendenbereitschaft aus der teuren Behandlung entlassen werden könnten, dann hätte sich für das Jahr 2008 rein rechnerisch bereits eine Einsparung von satten 57 Millionen Euro erwirken lassen. Eine stolze Marge.

Schön und gut – aber ist das wirklich ethisch vertretbar?

Die vehementen Kritiker dieses Vorstoßes beantworten das mit einem klaren „Nein“. Denn gerade die weniger Wohlhabenden könnten durch einen solch massiven finanziellen Anreiz die grundsätzlich unantastbare Freiwilligkeit einer Organspende ins mentale Abseits verbannen. Dann könnten die Barrieren zwischen Organspende und Organhandel ins Fließen kommen – obwohl der Organspender selbst gar nichts von dem Kompensationsgeschäft hat.

Fazit

Ob man diesen britischen Denkanstoß nun persönlich verdammt oder befürwortet – auf jeden Fall hat er das Reizthema Organspende mal wieder diskussionsfähig ins öffentliche Bewusstsein gerückt.

-Carina Collany-

6. November 2011 Posted by | Uncategorized | , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , , | Hinterlasse einen Kommentar